sestdiena, 2016. gada 6. februāris

Mensch sein: Verständnis, Möglichkeiten, Auswahl


  Vere scire est per causas scire



Mensch sein: Verständnis, Möglichkeiten,        Auswahl  

    Auch wenn es schwer fällt, zuzugeben, kämpfen die Meisten von uns noch immer blind mit den vielseitigen Porblemen, Schwierigkeiten un Sinnlosigkeiten im Leben, die vom System der bestehenden Macht entstanden sind und weiterhin reproduziert werden. Wir versuchen uns mit aller Kraft anzupassen, um zu überleben, ohne sich in die Prozesse zu vertiefen, die um uns herum geschehen, wir denken nicht and die ursprünglichen Ursachen der Probleme, versuchen nicht, ihre Wurzeln zu finden. Wir passen uns so an, dass wir uns daran gewöhnt haben, in Umständen zu leben, die des Menschen unwürdig sind.
   Scheinbar normale Menschen verwandeln sich zu beschränkten Obskuranten, zu Kreaturen, die im Rahmen des im Interesse der Macht ideologisierten Bildungssystems und nach der Bearbeitung feinstes Propagandas die Fähigkeit verloren haben, eigenständig zu denken, zu analysieren, das Gute vom Bösen zu unterscheiden, wodurch sie in die Knechtschaft von amoralen, zynischen Polittechnologen geraten – ohne es sich bewusst zu sein, werden diese Kreaturen zu leicht manipulierbaren Subjekten in deren ausgearbeiteten Schemata der sozialen Maschinerie.
   Unter solchen Umständen beginnt die Machtelite sich als allmächtige Übermenschen wahr zu nehmen, die ihre Untergebenen nach dem Prinzip des nützlichen Idioten auswählen können und somit die ganze Staatsverwaltung degradiert, indem sie in der Gesellschaft Analphabetismus, Xenophobie, Misstrauen verbreitet, die Menschen aufhetzt, anders Denkende zu hassen, die Kreativität der Menschen unterdrückt und ihre Wachstums- und  Ausdrucksmöglichkeiten strengstens limitiert. Eine solche Demokratie wird zu ihrem eigenen Gegensatz, zum selbstvernichtenden Instrument und behält dabei ihre Quasität, da die von der Macht gebildeten gegen das Volk gerichteten Institute den Zustand erreicht haben, dass die Mehrheit des Volkes den Status der grauen Masse erreicht haben. Das ist die mehrheitliche Gesamtheit der Menschen, die in Form scheinbar demokratisch veranstalteter Wahlen und auf anderen alternativen Wegen agressiver Ablehnung und radikaler Einschränkung im Interesse der an den Machthebeln sitzenden Führer leicht manipulierbar sind. Das gebildete Machtsystem, gestützt auf massivem Propaganda und der Kontrolle über die Organisation und die Inhalte der Bildung, degradiert einen großen Teil der Gesellschaft und macht die Menschen zu einfältigen Dummköpfen – manipulierbaren Kreaturen. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass solche Methoden der Macht zu wirkungsvoll und effizient sind, damit die Machthaber freiwillig darauf verzichten. Im Endeffekt wird die formale Demokratie im Interesse der führenden Politiker erfolgreich in eine Fiktion für das Volk verwandelt.
   Die von der Macht verwirklichte Politik, die die Menschen bis zum Zustand der grauen Masse geführt haben, ist äußerst unmenschlich, schädlich, asozial, da sie die Persönlichkeit degradiert, dem Menschen die Möglichkeit nimmt, sein humanes Selbst, seine Begabung, seine Talente und Fähigkeiten für sich und die ganze Gesellschaft auf optimale Weise zu verwirklichen. Menschen, die unter anderen Umständen sich harmonisch im sozialen Leben einfügen würden, werden jetzt zum blinden Instrument in den Händen der die Macht usurpierenden Gruppen und der Großtuer, die Demokratie wird zum Mittel, um den in der Minderheit gebliebenen anders Denkenden die Meinung der manipulierbaren Mehrheit aufzudrücken. So wird in der Realität der Fortschritt der Gesellschaft mit allen daraus ergebenden Negationen gebremst.
   Ist es nicht endlich Zeit, bewusst zu werden und das vitale Bedürfnis nach einer solchen Umgebung zu spüren, in der für jeden Menschen die Möglichkeit geboten wird, vollwertig zu leben und sein menschliches Wesen und seine Mission zu verwirklichen?! Es muss die Möglichkeit gefunden werden, diese Drosseln der Pseudodemokratie zu zerreißen, es muss ein Ausweg aus den uns alle betreffenden Gefahren gefunden werden! Wenn es so weiter geht, wird die Perspektive der nahen Zukunft die Vernichtung der humanen Staatsgrundsätze sein, wenn nach weiter reifenden sozialen Problemen und immer schärferen politischen, ideologischen, religiösen und ethnischen Widersprüchen diese auf gewalttätige Weise gelöst werden, wobei die Folgen für die Völker und die Menschen äußerst tragisch sein werden.
   Es ist ein Paradox, dass eine solche Wendung für die sich im Status der Allmacht erhobenen Vertreter der Machtelite letztendlich auch selbstvernichtend wird, obwohl sie in ihrer ungesättigten Habgier nach Macht weiterhin alles auf die Polarisierung der Gesellschaft setzen, den Versuchen der Selbstorganisation der Bürger Hürden stellen, ihre Kräfte zur weiteren Verdümmung und der Anfeuerung der niederträchtigen Instinkte der Volksmassen einsetzen. Nachdem sie den Flaschengeist des Bösen ausgelassen haben und ihn nicht mehr zurück zwängen können, werden sie selbst zu Geiseln der von ihnen selbst geschaffenen Situation. Die überhebliche kurzsichtige, obskure, selbstsüchtige Politik wird so zu ihrem eigenen Totengräber und leider auch zur Massentragödie des Volkes.
   Jeder von uns macht Fehler. Das Wichtigste ist es, wie wir auf unsere Fehler reagieren! Warum werden die Fehler vorangehender Generationen wiederholt, indem diese in noch größerem Umfang und in niederträchtigerer Qualität erneut begangen werden, ohne von der herben historischen Erfahrung zu lernen?! Was müsste denn getan werden, um noch im letzten Moment einen solch tragischen Lauf der Dinge zu vermeiden und eine solch pessimistische Zukunftsvision abzuwenden?
   Und hier muss man sich wieder an die alte Weisheit erinnern, dass nur wir selbst Herren unseres Glücks (oder Unglücks) und unseres Lebens sind. Wir kommen alle auf diese Welt mit einem individuellen und ganz spezifischen Satz von Genen: unseren Fähigkeiten, Begabungen, eingeborenen positiven und negativen Eigenschaften, die durch die Anpassung an die entsprechende Umgebung entweder weiter entwickelt und vervollkommnet oder gebremst und begrenzt werden. Hier spielt die Hauptrolle im Leben des jungen Menschen die Gesellschaft und ihre Stammzelle – die Familie. Diese soziale Umgebung bietet der werdenden Persönlichkeit die Möglichkeit zur Selbsterkundung und Selbstverwirklichung oder degradiert sie bis zum Niveau der primitiven Reflexe und Instinkte der Existenz. Das hängt von der Skala der dominierenden Werte und Bedürfnisse, vom System der individuell angenommenen (häufig – staatlich aufgedrückten, kultivierten) Interessen und Motive, von den inneren Idealen und vom bewussten Maß an Menschlichkeit.
  Um die nötige Unterstützung der Gesellschaft auf dem Weg der Entdeckung, Erforschung und Bildung der eigenen Persönlichkeit zu erhalten, bedarf es sozial effizienter Mittel sowie dem Niveau der modernen Wissenschaft entsprechender Bildungs- und Erziehungsinstrumente. Als eines dieser perspektiven Mittel und sozial wirksamer Instrumente biete ich die Nutzung des sozialen Identitätspasses (SIP) an – die konzeptuelle Erläuterung der Idee siehe Artikel „Möglichkeiten der Vervollkommnung der Demokratie” („Opportunity to improve on democracy”)  und „Über die Zielfunktion des sozialen Identitätspasses” („On the Goal Function of the Social Identity Passport ), Kā nodrošināt Cilvēka cienīgu dzīvi:  http://ceihners.blogspot.com/ =   www.blogger.com.
  Nach Ansicht der Mehrheit und insbesondere der an der Macht sitzenden reaktionären, zynisch selbstsüchtigen, kurzsichtig denkenden Personen ist es nicht nur eine unordinäre Initiative, sondern auch ein ihnen unakzeptierbarer Vorschlag, der auf direkte Weise ihre Machtpositionen gefährdet und das Fundament der errichteten manipulierbaren Demokratie zerstört.
   Aus ihrem Blickpunkt muss eine solche Initiative ignoriert, verschwiegen oder als gefährlich, naiv, romantisch, idealistisch und das Privatrecht der Gesellschaftsmitglieder angreifend abgewertet werden. Und demzufolge unannehmbar, über die keine öffentliche Diskussion einzuleiten wäre, um sie allseitig und kritisch auszuwerten. Eine solche Einstellung wird natürlich die Entwicklung der Idee von SIP einige Zeit bremsen und Hürden für ihre Wirklichung stellen. Die soziale Krisis wird sich jedoch weiter vertiefen und die für die Gesellschaft aktuellen Probleme noch vergrößern, was zu noch schwereren Folgen führen und neue Tragödien und zerstörte Leben nach sich ziehen wird.
   Jedoch kann und darf man keinem Vorwürfe machen, der das Ziel des sozialen Identitätspasses nicht verstanden hat, den Sinn der Idee von SIP erfasst hat, das Potential des Vorschlags erkannt hat, da wir alle bereits seit Geburt einer ständigen ideologischen Gehirnwäsche unterlaufen, die unsere Auffassungsgabe entstellt und prophanisiert, unsere Weltansicht schablonisiert und uns daran gewöhnt, sich mit dem erreichten und unter den gegebenen Umständen irgendwie gesicherten Lebensminimum abzufinden.
   Nur wenn der Mensch versucht, sich in dem Spiegel der Gesellschaft wieder zu erkennen, sich als ein soziales Wesen zu identifizieren, ist er in der Lage, sein intelektuelles Potential zu mobilisieren, Voraussetzungen zu schaffen, um die von der Macht aufgezwängten Stereotypen, Schablonen der Auffassungsgabe und Vorurteile abzulehnen, damit seine Weltansicht von dem populistischen und ideologischen Nebel, von den Schlacken der Demagogie gefiltert und gereinigt wird. So kommen wir zu der im Laufe der ganzen Geschichte der Zivilisation bewiesener Erkenntnis, dass das Hauptkriterium jeglicher öffentlicher Person der Einklang von Wort und Tat ist, dass das Endergebnis ihrer Handlungen nach dem Umfang und der Qualität des Geleisteten und nicht nach der Lautstärke der pseudodemokratischen Losungen, der Äquilibristik der statistischen Daten und der Menge verschiedenster Ausreden gemessen wird.
   Solange es in der Gesellschaft kein Verständnis über die Inhalte der wahren menschlichen Werte gibt, werden weiterhin auf pathetische Weise populistische Sprüche ohne reale inhaltliche Füllung tiragiert und die von den Politikern ausgeübte Demagogie und die Verbreitung von Mythen praktiziert.
  Ich bin fest davon überzeugt, dass die Verwirklichung des Selbst jedes Gesellschaftsmitglieds der Schlüssel sowohl zu seiner persönlichen Erhabenheit als auch zur Erhabenheit des ganzen Staates ist!
   Die Basis jeder Gesellschaft und jedes Staates bilden Menschen – Individualitäten mit allen ihre Persönlichkeit charakterisierenden Eigenschaften: sowohl positiven als auch negativen. Solange wir nur einfache Bürger sind, äußert sich unser Einfluss auf die staatlichen Strukturen nur untergeordnet – hauptsächlich durch demokratische Institutionen, die im Auftrag des Staates funktionieren. Sobald wir jedoch in die Machtstrukturen gelangen, werden wir zu öffentlichen Personen mit Vollmachten der Legislative, Exekutive oder Judikative. Dann nimmt die Handlungsfähigkeit des Individuums und sein Einfluss auf den Ablauf der sozialen Prozesse stark zu, gleichzeitig wachsen aber auch seine Ambitionen, seine Arroganz und seine Großtuerei, die aus seinem Machtbewusstsein herauswachsen. Die Beschlüsse dieser öffentlichen Personen verspüren alle in der Hierarchie der entsprechenden Verwaltung Befindlichen und damit verbundene Personen. Den Charakter einer objektiven Notwendigkeit erhält deshalb heutzutage in jedem demokratischen Land die Forderung an alle Kandidaten für den Status einer öffentlichen Person dem Volk, genauer – den Wählern, ihre individuellen Potenzen und Charaktereigenschaften preiszugeben, von denen wiederum die Handlung dieser die Interessen des Volkes vertretenden Menschen sowie die Qualität ihrer Beschlüsse und die Entsprechung dieser den demokratischen Normen abhängt. Im Endeffekt – der Fortschritt der ganzen Gesellschaft, das Lebensniveau jedes Menschen und seine Qualität sowie die Stufe des wahren Volksvertrauens an die Staatsmacht.
   Sowohl die Errungenschaften der modernen Wissenschaft als auch das reale Leben von heute fordert in den Umständen der raschen und allumfassenden Informatisierung der heutigen Zivilisation die Überwindung der eingeflößten Angst über die Risiken der Aufrechterhaltung der Vertraulichkeit der personifizierten Information. Eine solche Angstbarriere hat die Auffassung und das Verständnis der Wahrheit bisher sehr erschwert oder gar verwehrt, dass nur nach Begrenzung unserer Eigenliebe, der Revision unserer Vorurteile und der objektiven Auswertung der irrigen Vorstellung über die Möglichkeit, in der modernen Gesellschaft eine absolute Privatheit beizubehalten und zu gewährleisten, wir uns selbst und unseren Mitmenschen helfen, sich von der von den Machtstrukturen kultivierten Weltanschauung und deren aufgedrückten Vorstellungen und Verhaltensnormen befreien. Nur wenn wir uns dieses bewusst werden und eine solche Orientierung beibehalten, können die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden, um die Fehler der vorausgegangenen Generationen nicht zu wiederholen, damit jeder das in Schweißarbeit Erlangte behalten kann, damit jeder seine Persönlichkeit durch die vollwertige Ausnutzung seiner Gaben, Fähigkeiten und Talente sowohl zu seinem Gunste als auch zum Wohle der ganzen Gesellschaft weiter harmonisieren kann.
   Wenn wir weiterhin starrsinnig dieses ablehnen und Novitäten ignorieren, leiden wir alle: sowohl die unschludig-schuldigen passiven Beobachter in ihren alltäglichen Sorgen, die konsequenten Oppositionäre, als auch die in der politischen Position sitzenden Gruppierungen und Führer, die in ihrer Beschränktheit, Obskurantismus, falscher Weltanschauung noch immer interessiert sind, das repressive zur Manipulation des Menschenverstandes geschaffene System aufrecht zu erhalten und so eine Generation von Zombies in den moralischen Verfall zu führen.
   Deshalb ist die stufenweise, genau durchdachte Verwirklichung der Initiative von SIP nach detaillierter Auswertung auch zu einer aus der objektiven Situation entstande Forderung geworden. Hauptsache, dass die hellen und altruistisch gestimmten Köpfe diese als ein aktives Leitmotiv der Handlung auffassen, damit die Einleitung zielstrebiger Handlungen sich nicht in die Länge zieht und es für die Gesellschaft und den Staat nicht kritisch zu spät wird!
   Die Sammlung, Systematisierung und Nutzung der personifizierten Information ist heute Realität, die vielen von uns noch nicht bewusst ist und von vielen straussartig ignoriert wird. Anschauliche Beispiele dafür weisen solche Aktualitäten wie die von Psychologen der Cambridge Universität ausgearbeitete Online-Dienstleistung, die es erlaubt, das psychologische Porträt einer Person mittels nur der Information aus dem Facebook-Profil zu erstellen (siehe: http://applymagicsauce.com/you.html). In den Massenmedien wurde auch berichtet, dass nach einem Angriff von Hackern eine enorme Anzahl an privaten Informationen des Verwaltungspersonals der USA erhalten wurde, die die Lebensdaten und die persönliche Beurteilung von ca. 20 Millionen Mitarbeitern und Beamten offenbart (siehe: https://www.opm.gov/cybersecurity).
   Um den Wachstum jedes Bürgers und des ganzen Staates zu gewährleisten, bedarf es der Überzeugung, dass sich die jetzige Situation nicht mehr verschlechtert. Eine solche Überzeugung könnte durch die Idee von SIP gewährleistet werden. Letztendlich muss man sich im Klaren sein, dass SIP keine Gefährdung ist, sondern ein Instrument des unfassbaren sozialen und kreativen Potentials der Menschheit, das die Möglichkeit bietet, eine neue Seite der vollwertigen demokratischen Entwicklung der Gesellschaft zu öffnen.
   Wenn wir den negativen Prozessen ihren Lauf lassen, nehmen die Risiken sozialer Katastrophen weiterhin zu. Die Machtstrukturen und deren Führer bilden ein seitens der Gesellschaft unkontrollierbares Handlungsfeld (eine parallele politische Realität in Form des mythischen Wunderlands) und fördert so die unprognosierbare Entwicklung der sozialen Prozesse. Der Entwicklungsvektor der auf solche Weise entstandenen Umstände ist aktiv tätig und motiviert einen wesentlichen Teil der Gesellschaft zu Handlungen auf dem Niveau niederträchtiger Instinkte und dabei zur Verschmälung der eigenen Menschlichkeit.
  Die Ignoranz anderer Meinungen und Lösungen, Quaselei über umgebende Sinnlosigkeiten, Anpassung und Duldung führt uns in die Sackgasse, wo die existierenden Negationen noch grotesker, die Situation katastrophaler, die politische Demagogie jedoch noch raffinierter und die Methoden der psychologischen Bearbeitung noch auserlesener werden.
   Der Autor stellt seine Idee von SIP mit dem Ziel vor, die Gesellschaft menschlicher zu machen, und schlägt vor, die Idee von SIP als das Maß der professionellen Qualifikation, des Niveaus der Moral und der geistigen Entwicklung der Volksvertreter, als Mittel der Vervollkommnung der Demokratie zu aprobieren, damit im Endeffekt die Organisation der Staatsverwaltung nach strickten Prinzipien der Volksregierung mit einer echten und festen Resonanz gewährleistet wird.
  So versucht der Autor, den Verstand der vernünftig denkenden Menschen zu aktivisieren, eine mögliche Lösung der aktuellen Probleme anzubieten und eine Alternative für die bisherige retrograde Politik zu finden. Wer denn sonst, wenn nicht wir selbst, kann die Notwendigkeit begreifen und den Mut fassen, die verknöcherten Machtinstitutionen zu ändern!?
     Wir bilden die Zukunft heute! Wir sind dafür verantwortlich, wie diese Zukunft sein wird und wie wir sie den nächsten Generationen überlassen! Letztendlich muss jeder selbst seine Vorstellungen auswerten und entscheiden, wie er zu handeln bedenkt, denn wie der große lettische Poet Rainis einst sagte: „Es wird bestehen, was sich     verändert ”.
   Das Ziel des Autors ist keineswegs, die Angst vor der gemeinsamen Zukunft einzuflößen und die Situation weiter zu dramatisieren, sondern versuchen, die Augen der Mitmenschen vor der harten Realität zu öffnen und vor den drohenden Risiken zu warnen, deshalb bietet er als Mittel zur Abwendung (Minimalisierung) der Risiken das Konzept von SIP.
   Nur die Wenigsten haben daran gedacht, dass der von den Wissenschaftlern entwickelte künstliche Verstand –, der derzeit noch in den Windeln liegt, - wenn er angewachsen und ausgereift ist, nach der Analyse und Auswertung der Funktionsfähigkeit der menschlichen Gesellschaft (wenn die neue Generation der Menschen bis dahin das menschliche Potential nicht mobilisiert hat und sich qualitativ nicht verändert hat, indem sie die humane Identität kardinal stärkt) zu dem argumentierten und logischen Entschluss kommt, dass die Mehrheit der Menschen mit ihrem destruktiven Verhalten das Fundament der Gesellschaft vernichtet, eine letale Infektion für die Existenz der Gesellschaft verbreitet. Deshalb müssen sie isoliert, zwangsgeheilt oder gar verändert werden. Die Möglichkeiten des künstlichen Verstands werden über den Potenzen des heutigen Menschen triumphieren, seine eiserne Logik wird den Wahnsinn der in der Borniertheit geborenen Menschen von heute besiegen.                              
   Warum müssen wir weiter heucheln, mit Idealen späkulieren, die Fehler anderer ausbessern, enorme Ressourcen ausgeben, viel Mühe anwenden, um die Folgen der kontraproduktiven Handlungen anderer Mitglieder der Gesellschaft abzuwenden, wenn man das Alles auch nicht zulassen konnte und in einem wesentlich harmonischeren Staat leben konnte?!
   Ich habe bisher keine stichhaltige, logisch argumentierete Generallösung zur Abwendung der Negationen der modernen Gesellschaft und der aktuellen Probleme des Staatses bereits im Kern, am Ursprung gesehen. Deshalb biete ich die Idee von SIP an, für deren Verwirklichung sich heute alle nötigen Umstände und objektiven Voraussetzungen ergeben haben, alle technischen und wissenschaftlichen Ressources zur Verfügung stehen und das kreative intelektuelle Potential gegeben ist. Man muss nur die enormen Barrieren der Angst, des Egoismus und der Ungläubigkeit, das Desinteresse der Machtvertreter bezüglich der Verwirklichung von SIP, die in vielen heimende Duldung der gegebenen Realien und die Anpassung an diese überwinden. Denn sonst würden wir weiterhin in einem sozial degradierten Umfeld Leben, ohne zu versuchen, es zu ändern (oder zu begreifen, wie man es verändern könnte).
   Wenn wir weiterhin auf traditionelle Weise sinnlos und starrköpfig mit den Schwierigkeiten, die wir selbst und andere schaffen, kämpfen, ohne nach Alternativen zu suchen und die Wurzeln der Probleme auszugraben und zu vernichten, werden die Ursachen der aktuellen Probleme niemals abgewandt. Ein wesentlicher Teil davon steckt in uns selbst: in unserem Egoismus, eigennütziger Kurzsichtigkeit, der Unfähigkeit, die Beschränktheit der verknöcherten Weltansichten anzuerkennen, ohne es für nötig zu halten, Objektivität zu behalten, und zwar, aus verschiedenen Sichtpunkten kritisch zu analysieren und die in den Massenmedien verbreitete Information (Propaganda) adäquat aufzufassen, dabei nicht auf eigene Vorurteile zu verzichten, Mauern zu bauen und Laufgraben dort zu graben, wo Brücken des Verständisses gebaut werden sollten. So entsteht ein absolutes Bewusstsein der eigenen Richtigkeit, die wir oft tief in uns behalten, ohne das Risiko einzugehen, uns an einer offenen Diskussion zu beteiligen, und wir schließen die Augen vor den Fakten, die im Widerspruch zu der gewöhnlchen Gesamtheit der Vorstellungen steht.
   Zeugt das, was um uns herum geschieht, nicht davon, dass der wesentlcihe Teil der Gesellschaft in der Tat aus besessenen Selbstmördern besteht, die blind der Macht folgen in Richtung der von der Macht inspirierten Apokalypse und es selbst gar nicht begreifen, dass sie auch noch alle anderen mit sich reißen?!
   Wenn wir die Adäquatheit der Realitätsauffassung der Vertreter verschiedener Schichten der modernen Gesellschaft bezüglich ihres sozialen Status betrachten, können solche ursprünglichen Struktureinheiten eingezeichnet werden:
1.     Menschen, deren Hauptinhalt im Leben der ständige Kampf um das eigene Überleben und das ihrer Familie bildet, und zwar, der Kampf über die Existenz, um sich auf jegliche Art und Weise an die Realität anzupassen und nur im Falle der Verzweiflung sich leisten können, Protest gegen die Staatsmacht zu zeigen, sein Misstrauen gegenüber dem offizielen Propaganda zu zeigen und aktiv gegen die Staatsmacht einzusetzen. In verschiedenen Ländern schwankt die Zahl der Einwohner, die zu dieser Gruppe gezählt werden können, von 20 bis zu 80 Prozent der Gesamtbevölkerung;
2.     Degradierter Teil der Gesellschaft, der durch verschiedene Umstände gezwungen ist, eine verbrecherische Lebensart zu führen, und im Leben Betrug, Erpressung, Prostitution, Schmuggel, Geschäfte mit illegalen Spielen betreiben sowie in die Abhängigkeit von Drogen, Alkohol, der Mafia und Radikalen und Extremisten geraten sind. Die Aktivitäten dieses Einwohnerteils tendieren zu gewalttätigem Protest (auch in Form von Terrorismus) in Situationen, wenn die Staatsstrukturen eine völlige Unfähigkeit demonstrieren, ihr Leben und ihre Handlungsmotivation zu ändern. Diese Schicht bilden von 5 bis zu 25 Prozent der Gesamtbevölkerung;
3.     Materiell gesicherte Schicht der Gesellschaft (einschließlich der Mehrheit der im Staatsdienst arbeitenden Mitarbeiter und Beamten), die sich eine gute Ausbildung und Gesundheitsversorgung sowie Erholung, Urlaub leisten kann, die sich die Zeit für die persönliche Entwicklung nehmen kann. Dementsprechend interessieren sie sich kaum für die Ereignisse in der Gesellschaft, und zwar außerhalb ihres privaten Horizonts, sie sind bereit, sich mit den äußeren Erscheinungen des Bösen abzufinden und werden oft zu Konformisten, Spießbürgern. Die Anzahl solcher Menschen schwankt von 20 bis zu 60 Prozent in den hochentwickelten Ländern;
4.     Die Elite der Gesellschaft: Wirschaftsmagnaten, Aristokraten, Bänker, TOP Manager, hochstehende Politiker und Vertreter der Geistlichkeit, Millionäre und Millardäre sowie ein Teil der kreativen Intelligenz und ausgezeichneten Sportler. Sie alle gesamt bilden weniger als ein Zehntel vom Prozent der Einwohner in jeglichen Land, jedoch sind sie alle daran interessiert, das existierende Machtsystem aufrecht zu erhalten, um die aus ihrem sozialen Status folgenden Privilegien nicht zu verlieren.
   Es ist ersichtlich, dass das größte Potential zum Protest die Vertreter der 1. sozialen Schicht bilden, sie sind jedoch auch am Schwersten zu konsktruktiven Handlungen mobilisierbar, in Augenblicken von tiefster Verzweiflung folgen sie leicht revolutionären und extremistischen Aufrufen. Die meisten Vertreter des evolutionären Weges der gesellschaftlichen Veränderungen sind in der 3. sozialen Schicht vorzufinden. Viele von ihnen haben die entsprechende intelektuelle Entwicklung und die nötige geistige Reife, um die staatlichen Strukturen im Interesse des Volkes zu reformieren, um durchdacht das Staatsmachtorgan zu reorganisieren und um sich der Notwendigkeit der Vervollkommnung der Demokratie bewusst zu werden (und auch um bereit zu sein, zu diesem Zwecke über die Verwendung von SIP zu diskutieren, sie richtig aufzufassen, zu verstehen und sorgfltig auszuwerten). Dies bedeutet, dass es nur nötig ist, die notwendige informative Unterstützung für die Idee von SIP zu finden, den entsprechenden Antrieb für eine zielstrebige Handlung anzubieten, darunter einen Aktionsplan auszuarbeiten und Maßnahmen und Methoden zur Erreichung des Endziels, und zwar, der Errichtung eines wahrhaft demokratischen Staatsverwaltungssystems, vorzuschlagen.
   Viele suchen Ihr Glück im Ausland, weil sie enttäuscht sind, keine Alternative gesehen haben und keinen Platz für ein menschenwürdiges Leben in ihrer Heimat gefunden haben, und die Staatsinstitutionen von heute sind meist inert, schwach und handeln oft als eine fremde Kraft, nicht als Helfer, Ratgeber und Unterstützung für die Bemühungen des Individuums nach einem geordneten Leben.
   Das Volk, dessen Genpool nach den Kriegen, Repressionen, Verbannungen und Emigrationen schon so ständig vernichtet wird, wird in der neuen historischen Situation wieder in ein sehr gefährliches, für alle riskantes, häufig von äußeren Mächten geführtes, geopolitisches und von amoralen Führern ausgespieltes zynisches Spiel mitgerissen. Wenn wir jetzt weiterhin die Ereignisse beobachten und diese überklug ausdiskutieren, ohne tatsächlich etwas Wirkungsvolles zu tun, wird es der Gesellschaft an der historischen Zeit fehlen, um auf dem neuen Weg der längst angereiften Reformen und Veränderungen Stand zu fassen und das Unverbesserbare zu verhindern.
   Die an den Machthebeln Sitzenden sind daran interessiert, das Machtsystem aufrecht zu erhalten, das ihnen effektive Möglichkeiten geboten hat und noch immer bietet, die Volksmassen zu täuschen, gehörige Marionetten mit nichts sehendem Blick und abgeschaltetem gesunden Menschenverstand zu stanzen, anders Denkende zu beeinflussen und die Ungefügen zu erpressen.  Das Erste, was sie vermeiden möchten, sind offene, wahrhaft freie Wahlen und die effiziente Kontrolle der Wähler (des Volkes) über ihre Handlungen, was mittels der Einführung von SIP erreicht werden könnte.
   Wie können wir uns über das schwere Leben, die Gleichgültigkeit der Mitmenschen, die Ungnade und die Schweinereien der Macht beschweren, wenn wir weiterhin blind mit den Folgen kämpfen, Handlungen kosmetischen Charakters ausführen und gleichzeitig die Wurzeln der bestehenden Schwierigkeiten und Probleme ignorieren?! Wenn wir gar nicht versuchen, die Idee von SIP zu verstehen und zu analysieren, wir lehnen sie ab und haben Angst davor. Wir begreifen nicht, dass diese Angst wie Rost die mit großer Mühe sorgfältig aufgebaute Mikrowelt jedes von uns zerfrist, Schritt um Schritt die durch unsere Arbeit erbaute gewöhnliche Umgebung zerbröckelt und dabei reale Gefahr für die Zukunft jedes Gesellschaftsmitglieds stellt. 
   Die nur wenig vom Volk kontrollierte Macht entstellt die Demokratie, flößt den Machthabern das Gefühl der Mächtigkeit, Unstrafbarkeit und Überlegenheit ein. Wenn die Rückkopplung mit dem Volk verschwindet, entblüht der Führerkultus. Eine Person, die Vollmachten der Macht erhalten hat, bildet sich auf Grund der Absicherung der vertikalen Hierarchie ein, ein lokales Zentrum der Welt zu sein, wenn seine Gesamtheit der Vorstellungen, die pesönliche Charakteristik, die Charaktereigenheiten – sowohl die positiven, als auch die negativen – auf die Welt um sich herum projiziert werden, andere nach eigenem Gesicht und der Ähnlichkeit gewertet und beurteilt werden und vergisst, dass auch er als Richter selbst kein Engel ist, sondern – genau wie wir alle – sündhaft und unsittig ist.
   Unter dem Schleier edelmütiger Losungen und Worte im Namen nobler, populistisch deklarierter Ziele betreiben die Machthaber amorale und schmutzige Geschäfte, vernichten die Persönlichkeiten der Menschen, spielen Illusionstheater mit der Gesellschaft und verbreiten endlose Desinformation verschiedenster Abschattungen. So wird die Mehrheit des Volkes zur grauen Masse, der – nach Wunsch der Macht – die Realität sowohl in weißen als auch in schwarzen Tönen eingezeichnet werden kann. Dementsprechend kann man Leichtgläubige sowohl in guter als auch in schlechter Hinsicht täuschen. Warum muss das Volk für dumm verkauft werden, warum müssen wir alle davon leiden?
   Deshalb versuche ich – im Rahmen meiner Möglichkeiten –, die Augen meiner Zeitgenossen zu öffnen, ihnen die Hinnahme der Demagogie vieler Politiker, Mythen und Geschichten über eine unanzweifelbare Wahrheit abzugewöhnen, ihnen eine Alternative für die Auffassung, Denkweise und Handlung zu bieten, damit jeder den schweren und langen Weg der psychologischen Konversion und der geistigen Entwicklung einschlagen kann.
    Damit das Gute das Böse besiegen kann, müssen wir einen Weg der Selbstreinigung, der Bergrenzung unseres Egoismus ablegen, um die Bedeutung der Solidarität sowie die Rolle der Zusammenarbeit, Einfühlsamkeit und des Einklangs zu verstehen und zu begreifen, dass alle Menschen ebensolche sozialen Geschöpfe sind wie wir, dass auch ihnen – ebenso wie uns – das Unrecht weh tut, dass, wenn wir anderen Gutes tust, wir uns selbst glücklich machen. Dies stimuliert die Kooperation zwischen Menschen, lehrt die Einfühlsamkeit und mehrt Herzlichkeit und Großherzigkeit und im Endergebnis erlaubt, die soziale Notwendigkeit  der juristisch streng reglamentierten Veröffentlichung der persönlichen Information öffentlicher Personen anzuerkennen.
   Ein einzelner Mensch kann die ganze Welt nicht verändern, er kann aber um sich herum ein Umfeld (seinen Kreis) bilden, der stimuliert, Mitmenschen hilft, sich Schritt für Schritt zu vervollkommnen, sich selbst und so stufenweise auch das System zu verändern. Wenn wir in Angst, Machtlosigkeit und Unglauben die Hände herablassen, wenn wir selbst keine auf der objektiven Wirklichkeit gestütze Auswahl treffen können, dann werden es andere tun und uns ihre Weltansicht aufdrücken.    
   Warum einer manipulierbaren Horde anpassen, um gemeinsam mit anderen Marionetten in den Wahnsinn getrieben zu werden, wenn man bleiben kann, wie man ist, wenn Du von Deiner Position, den in den Schwierigkeiten und Suchen des Lebens erlangten Erkenntnisse und der Notwendigkeit nach durchdachten Reformen überzeugt sein kannst. Wenn Du nach der vielseitigen Analyse der aus verschiedenen Quellen erhaltenen Information und kritischer Bewertung zu einer Wiederspiegelungsstufe der Situation gekommen bist, die so nahe der Wahrheit ist, wie es nur möglich sein kann. Und so in der Lage bist, die objektive Realität von den Lügen unterscheiden und die Manipulationen mit Fakten und die Desinformation erkennen kannst. 
   Ich popularisiere meine Meinung, um der heutigen Generation zu helfen, schwerste Fehler zu vermeiden und das Klima voller Aggression, Lügen, Intoleranz und Misstrauen in den zwischenmenschlichen Beziehungen zu ändern und so Liebe und Respekt gegen einander und gegenseitige Solidarität zu verbreiten. Ich gebe Wegweiser, wie dies auf dem Weg des sozialen Progresses erreicht werden kann – denn wir müssen lernen, Mensch zu sein!
  Es ist ein Weg der geistigen Vervollkommnung und der Stärkung der Menschlichkeit, damit wir alle glücklich leben können, und zwar in Harmonie mit einander und in Harmonie mit der Welt um uns herum, wie es unsere bewusste und tief empfundene humane Identität bedarf.  
   Wenn wir uns weiter in der individuellen Schale, der scheinbar abgeschlossenen Mikrowelt verstecken, indem wir das Gewissen unterdrücken, versuchen, die Negationen zu dulden, uns der eigenen Mitverantwortung bezüglich der Ereignisse um uns herum nicht bewusst werden, uns fürchten, sozial aktiv zu werden, nicht versuchen, uns in das Konzept von SIP zu vertiefen und starrsinnig weiter glauben, dass die Verwirklichung dieser Idee nicht möglich ist, fördern wir nur weiterhin die Verschärfung sowohl unserer Probleme als auch der für die ganze Gesellschaft aktuellen Probleme, die Vertiefung der Krisis, wobei wir selbst zu inerten Marionetten in den Händen der machtsüchtigen Politiker werden.

     21.09.2015.                                                  Ervins Ceihners, Dr.oec
                           

Die Wahrheit ist der Feind

Warum Russland so anders ist 
Seit dem „Anschluss“ der Krim erfindet sich Russland neu: als eine Großmacht, die chauvinistisch spricht und aggressiv handelt. Das sagt Golineh Atai, die für ihre Berichterstattung aus Moskau vielfach ausgezeichnet worden ist. Sie erklärt die tieferen Gründe für eine Politik, die im Westen vielfach kaum wahrgenommen, in falsche Vergleiche heruntergebrochen oder einfach verdrängt wird. Die Wahrheit ist: Russland sieht sich im Krieg. Und Russlands Aggression existiert darüber hinaus auch in alten und neuen globalen Medien, im Cyberspace, im Wirtschaftsraum. Eine der besten Kennerinnen Russlands erklärt, warum Russland die globale Ordnung offen herausfordert – in einer Zeit, in der die Fortdauer ebendieser Ordnung ungewiß ist.


Владимир Переверзин Матросская тишина. Мои годы в путинских тюрьмах

Erstellt von DL-Redaktion am 20. März 2018
„Wir haben kein Gesetz“
Wladimir Perewersin hat als Manager beim Yukos-Konzern gearbeitet. Als dieser zerschlagen wurde, wurde er zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Ein Gespräch über den Alltag in russischen Gefängnissen – und wie man dort überlebt.

Er war ein junger, aufstrebender Ökonom. Wladimir Perewersin arbeitete bei einer russischen Bank, flog in die Schweiz und nach Frankreich. Eine Zeitlang lebte er in New York und London. Dann fing er an, bei Yukos zu arbeiten, einem großen russischen Ölkonzern. Er wurde dort Direktor der Abteilung für Auslandsschulden. Er heiratete, bekam einen Sohn. Die Zukunft lag verheißungsvoll vor ihm.
Bis er 2004 verhaftet wurde. Zu dieser Zeit wurde der Yukos-Konzern zerschlagen. Sein Besitzer Michail Chodorkowski wurde wegen Betrugs, Geldwäsche und Steuerhinterziehung angeklagt und verurteilt. Im Westen sprach man von einem politischen Prozess. Chodorkowski hatte sich mit seiner Stiftung „Offenes Russland“ und mit dem Anprangern von Korruption bei Präsident Wladimir Putin unbeliebt gemacht. Die Bewertung des Prozesses bleibt umstritten: Der Europäi­sche Menschenrechtsgerichtshof hat das Urteil gegen Chodorkowski im Jahr 2013 grundsätzlich gebilligt.
Perewersin, der wichtigste Finanzfachmann von Yukos, saß über zwei Jahre in Untersuchungshaft. Schließlich wurde er wegen Betrugs und Geldwäsche zu einer Haftstrafe von elf Jahren verurteilt. Später wurde die Strafe reduziert, er kam nach sieben Jahren frei. Seit 2014 lebt er in Berlin und arbeitet für ein IT-Unternehmen. Über den Prozess und seine Zeit in Haft hat er ein Buch geschrieben, das bisher nur auf Russisch erschienen ist. Es heißt: „Saloschnik“ – Geisel.
Zum Gespräch treffen wir uns zweimal in der Lobby des Ritz Carlton in Berlin. Perewersin, 52, hat diesen Ort vorgeschlagen, er arbeitet und wohnt um die Ecke. Nach ein paar Worten auf Russisch führen wir das Gespräch auf Englisch.
taz am wochenende: Herr Perewersin, Sie saßen sieben Jahre wegen Betrugs und Geldwäsche im Gefängnis. Zu Recht?
Perewersin: Nein, natürlich nicht. Der Prozess war lächerlich. Bis zur Urteilsverkündung hätte ich mir nicht vorstellen können, dass sie mich verurteilen. Ich war sprachlos, als es passierte.
Warum mussten Sie aus Ihrer Sicht ins Gefängnis gehen?
Ich war nur ein zufälliges Opfer. Die Behörden haben Leute in verschiedenen Teilen der Firma gesucht, um den Prozess gegen Chodorkowski zu unterstützen. Sie wollten, dass ich gegen ihn aussage. Im Gegenzug wurde mir eine Freilassung angeboten. Für mich war aber klar, dass ich nur die Wahrheit sagen kann.
Also waren Sie im Gefängnis, weil Sie nicht lügen wollten?
Ich habe das nie bereut, auch jetzt nicht.
Erinnern Sie sich noch an den Tag Ihrer Verhaftung?
Ich erinnere mich daran, als ob es gestern gewesen wäre. Ich saß in einem Restaurant im Zentrum von Moskau. Plötzlich klingelte mein Telefon. „Hier ist die Polizei“, sagte eine Stimme. „Sie sollten innerhalb der nächsten zwanzig Minuten zu uns auf die Wache kommen.“ „Kann ich morgen kommen?“, fragte ich. „Ich habe gerade ziemlich viel zu tun.“ „Nein, sofort“, sagte der Mann und beschrieb mir den Weg. „Okay“, sagt ich und dachte, besser gleich als später. Aus einem kurzen Besuch wurden sieben Jahre und zwei Monate.
Sie wurden während Ihrer Haft drei Mal verlegt, aber immer mussten Sie Ihre Zelle mit vielen teilen. Wie haben Sie es ausgehalten, sieben Jahre lang keine Privatsphäre zu haben?
Ich weiß es nicht. Das Schlimmste im Gefängnis ist, dass man nie allein sein kann. Sogar auf der Toilette bist du zusammen mit anderen Menschen. Oder in der Dusche: Im Gefängnis in Russland darfst du einmal pro Woche duschen. Einmal pro Woche! Und dann gibt es zehn Menschen, die sich um eine Dusche drängen und nur dreißig Minuten Zeit haben. Oder die Betten: In vielen Zellen sind mehr Menschen eingesperrt als es Betten gibt. Wir mussten in Schichten schlafen. Zum Verhör haben sie mich oft dann geholt, wenn ich gerade mit dem Schlafen dran gewesen wäre. Ich war wochenlang wach und habe kaum gegessen. Das System in Russland funktioniert so, dass Menschen erniedrigt werden. Jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde stehst du unter Druck. Das verändert die Leute. Sie hassen das System, sie hassen aber auch die anderen Menschen. Sie werden verrückt.
Im Gefängnis gibt es viele ungeschriebene Regeln, Sie beschreiben sie in Ihrem Buch. Die wichtigsten lauten: „Glaube an nichts! Hab keine Angst! Frag nicht!“ Wie haben Sie diese Regeln gelernt?
Ich habe ein Gespür dafür entwickelt. Wenn du im Gefängnis bist, solltest du nicht versuchen, den anderen etwas vorzumachen. Die Menschen sind dort wie Tiere, sie haben einen ausgeprägten Instinkt. Und du bist mit ihnen 24 Stunden am Tag in derselben Zelle. Du darfst sie niemals reinlegen, sie würden es merken. Ich hatte großes Glück. Manchmal kann ich kaum glauben, dass ich alles selbst erlebt haben. An manchen Tagen fühlt es sich an, als wäre es die Geschichte von jemand anderem.
Wurden Sie wie die übrigen Gefangenen behandelt?
Nein. Ich weiß, dass es sich komisch anhört, aber die Gefängniswärter mussten Berichte über mich nach Moskau schicken: Wie viele Pakete ich bekommen habe. Was in diesen Paketen drin war. Wie viele Socken. Es klingt lächerlich, aber es ist wahr.
Woher wissen Sie das?
Im Gefängnis gibt es alle möglichen Arten von Aufsehern – manche mögen sich nicht. Ein Aufseher fragte mich, ob ich seine Englischhausaufgaben machen könnte. Er war ein Student. Im Gegenzug habe ich einige Informationen erhalten.
Wurden Sie geschlagen?
Ja, mehrfach. Das ist üblich in russischen Gefängnissen. Wenn eine neue Gruppe von Gefangenen ankommt, werden sie von den Gefängnisaufsehern verprügelt. Manchmal schlagen sie hart zu, manchmal leichter. Es hängt von ihrer Stimmung ab, wie sie geschlafen haben. Manchmal passiert es auch, dass Gefangene deshalb sterben. Falls sich jemand beschwert, finden die Aufseher Zeugen, die bestätigen, dass die Aufseher von den Häftlingen angegriffen wurden.
Harakiri. Gefängnisskizzen
Von Wladimir Perewersin
Um der Gewalt in der Zelle zu entgehen und auf die Krankenstation verlegt zu werden, greifen manche Gefangenen zu drastischen Mitteln. Sie schlitzen sich selbst den Bauch auf. Eine Kurzgeschichte.
Die Strafkolonie ist ein Mikromodell unserer Gesellschaft. Alle Phänomene und Prozesse, die in der Gesellschaft vorkommen, gibt es dort auch – nur in übersteigerter und grotesker Form. In einer Strafkolonie bestimmt nicht das Gesetz die Ordnung des Lebens, sondern der Grad der Herrschsucht des Chefs und seines Umfelds. Nicht umsonst heißt der Leiter der Kolonie Chosjain, Hausherr. Und das ist er auch, nicht mehr und nicht weniger: Herr des Hauses. Die Geschlossenheit des Systems generiert uneingeschränkte Macht und jede Art von Günstlingswirtschaft, sprich: absolute Rechtlosigkeit.
Warum treten Gefangene in den Hungerstreik, zerschneiden sich die Pulsadern oder schlitzen sich den Bauch auf? Wo liegt für einen Menschen die Grenze des Erträglichen? Was bringt ihn zu solchen Verzweiflungstaten?
Andrei lernte ich in einer Kolonie des allgemeinen Strafvollzugs kennen. Quer über seinen ganzen Bauch zog sich eine tiefe, monströse Narbe, die mit weiten Stichen schlampig vernäht war. Er hatte sich in Untersuchungshaft mit einer Sa­totsch­ka, einem selbstgemachten Messer, den Bauch aufgeschlitzt, als einziges Mittel gegen die permanente Schikane. Immer wieder hatte man ihn verprügelt und gefoltert, um ihn dazu zu bringen, Verbrechen zu gestehen, die er nicht begangen hatte. Eine in Russland eigentlich sehr gängige Geschichte.
In der Kolonie kann einmal ein Mithäftling zu mir und fragte mich um Rat. Die polizeilichen Ermittler hatten ihm ein attraktives Geschäft vorgeschlagen – nachdem sie ihn vorsorglich erst verprügelt und dann gedroht hatten, ihn zu vergewaltigen.
Er sollte ein Geständnis ablegen. „Was kostet dich das schon?“, flöteten die Beamten. „Du kriegst höchstens ein halbes Jahr, das ist doch nichts. Wir lassen dich auf Bewährung raus, da bleibst du dann noch für zwei Jahre!“
Was soll man sagen, davon haben alle was! Die Bullen kassieren eine Prämie und werden befördert, weil sie so gut gearbeitet haben, und der Knacki kommt früher raus!
Bei Andrei war die Sache ernster. Als Wiederholungstäter, den man erst vor Kurzem aus dem Gefängnis entlassen hatte, war er ein begehrtes Opfer und eine leichte Beute. Man zwang ihn, einen Mord zu gestehen. Ihm blieb kaum eine Wahl. Er schnitt sich den Bauch auf und ließ seine Eingeweide heraushängen. Es war kein Selbstmordversuch, sondern eine pure Verzweiflungstat, der einzige Weg aus diesem Untersuchungsgefängnis heraus führte ins Krankenhaus.
Man muss dazu sagen, dass diese Einrichtung, die sich in der Ortschaft Pakino in der Oblast Wladimir befindet, berüchtigt war für die dort üblichen Foltermethoden. Andrei war nicht der einzige Häftling, der zu diesem Mittel gegriffen hatte. Damals fand ich seine Geschichte ziemlich krass, ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich mal zu etwas Ähnlichem fähig wäre. In gewisser Weise war Andrei mein Mentor und ideologischer Vordenker.

Russisches Roulette: Vom Kalten Krieg zum Kalten Frieden
Als außenpolitischer Berater Helmut Kohls und langjähriger Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz überblickt Horst Teltschik die internationale Politik der letzten Jahrzehnte wie nur wenige andere. In seinem Buch zeigt er, wie die Chancen von 1989/90 auf eine stabile internationale Friedensordnung verspielt wurden und warum die heutige Konfrontation zwischen NATO und Russland durch eine neue Entspannungspolitik entschärft werden muss.
Die NATO und Russland befinden sich in einer Eskalationsspirale, die nicht selten an Sandkastenspiele trotziger Kinder erinnert: Truppen werden an die Grenze verlegt, die Militärs führen Manöver durch, die jeweils klar gegen den anderen gerichtet sind, es wird aufgerüstet, und von gegenseitigem Vertrauen ist nichts mehr zu spüren. Wie konnte es so weit kommen? Horst Teltschik erinnert daran, welche ungeahnten Chancen sich 1989/90 ergaben, eine dauerhafte Friedensordnung zu schaffen, und erklärt, warum nichts daraus wurde. Dabei zeigt sich, dass die NATO mehr Grund zur Selbstkritik hätte, und die russischen Handlungen nicht nur, aber auch Reaktionen auf das Verhalten des Westens sind. Man sollte Russlands Aggression der letzten Jahre weder gutheißen noch verteidigen, doch diegegenwärtige Konfrontationspolitik der NATO müsste dringend durch Kompromissbereitschaft und Verhandlungsangebote ergänzt werden, wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, vom Kalten Frieden in einen heißen Konflikt zu schlittern. An diese Lehre des Kalten Krieges und seiner Überwindung zu erinnern, ist das große Verdienst des neuen Buches von Horst Teltschik

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